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Förderbedarf

Sehbehinderungen, oft ist auch von Sehschädigung die Rede, können das Sehen auf sehr unterschiedliche Weise beeinträchtigen.

Von Blindheit wird gesprochen, wenn die Sehleistung unter 2 % der Norm liegt.

 

Oft befinden sich Sehgeschädigte in einer Situation zwischen Sehen und Nichtsehen. Das kann bedingt sein z. B. durch

  • verminderte Sehschärfe
  • reduziertes Gesichtsfeld (z. B. „Röhrenblick“)
  • Blendempfindlichkeit
  • Nachtblindheit
  • Nystagmus – unkontrollierte Bewegungen der Augen
  • eingeschränkte Farbwahrnehmung

Die Messung der Sehschärfe (auch: Visus) findet immer unter Korrektur durch Brille oder Kontaktlinsen statt. Für die Einteilung des Ergebnisses kann gem. ICD-10 auszugsweise folgende Klassifizierung vorgenommen werden:

 

Stufe 1: Nach Korrektur ist die Sehschärfe ≤ 0,3 auf dem besseren Auge. Ab diesem Grad wird von einer mittelschweren Sehbeeinträchtigung gesprochen.

 

Stufe 2: Nach Korrektur ist die Sehschärfe ≤ 0,1 auf dem besseren Auge. Ab diesem Grad wird von schwerer Sehbeeinträchtigung gesprochen.

 

Stufe 3: Nach Korrektur ist die Sehschärfe ≤ 0,05 auf dem besseren Auge. Ab diesem Grad wird von hochgradiger Sehbehinderung gesprochen.

 

Zur Verdeutlichung: Was jemand, der normal sieht, in 10 m Entfernung gerade noch erkennt, erkennt jemand mit einer Sehschärfe (Visus) von 0,1 erst auf 1,11 m Entfernung.

Einen Förderbedarf Sehen stellen Sonderpädagogen des MSD mit der Fachexpertise Sehen (MSD-S) fest. Grundlage dafür sind fachärztliche Unterlagen. Ein festgestellter Förderbedarf Sehen basiert auf der Frage, wie Betroffene ihr Sehvermögen im schulischen Kontext einsetzen können und inwiefern die individuelle Ausgangssituation bei der Bewältigung der schulischen Anforderungen Nachteile gegenüber anderen Schülerinnen und Schülern mit sich bringt .

Dabei kann auch bei Schülerinnen und Schülern mit einer Sehschärfe > 0,3 ein Förderbedarf Sehen vorliegen.

Die Empfehlungen hinsichtlich Nachteilsausgleich und individueller Unterstützungsmaßnahmen beinhalten häufig technische Hilfsmittel und / oder Adaptionen von Lernmitteln für den Unterricht. So kann bei Gesichtsfeldeinschränkung, z. B. einer Ausprägung als Röhrenblick, eine Kamera in Verbindung mit einem Tablet die Tafel oder eine Projektion an der Wand für die Schülerin bzw. den Schüler ins Nahfeld bringen und damit den Überblick wesentlich verbessern helfen. Oft werden auch größere Schriften, höherer Kontrast, der Ausschluss bestimmter Farben, die Beschränkung der Zeichen pro Seite etc. empfohlen (vgl. Unterricht planen und gestalten).

Schrifterkennungssoftware mit Vorlesefunktion sind ebenso üblich wie Software, die Brailleschrift (Blindenschrift) erzeugt. Mittlerweile sind immer mehr Endgeräte mit hilfreichen Möglichkeiten in den Systemeinstellungen ausgestattet.

Weiterführende Informationen

Dokumentarfilme

 

Dokumentation über einen türkischen Maler, der von Geburt an blind ist - und dennoch in der Lage ist, realistische Bilder zu malen: Ceviz, S. (2010). Der mit den Fingern sieht. Deutschland: MusOna Filmverleih.

 

Dokumentarfilm über den blinden Musiker, Therapeuten und Klangforscher Wolfgang Fasser: Bellucci, N. (2010). Im Garten der Klänge. Schweiz: Constantin Film.

 

Spielfilme

 

Tragikomödie über das Thema Erblindung / Blindheit: Büchel, L. (2003). Erbsen auf Halb 6. Deutschland: Senator Film.

 

Die auf einer wahren Begebenheit beruhenden Geschichte eines jungen Mannes, der seine weitgehende Blindheit verschweigt, um eine Ausbildung zum Hotelfachmann zu beginnen: Rothemund, M. (2017): Mein Blind Date mit dem Leben. Deutschland: Ziegler Film.

Literatur

Lang, M., Thiele, M. (2020). Schüler mit Sehbehinderung und Blindheit im inklusiven Unterricht. München: Ernst Reinhardt Verlag.